Mittwoch, 11. September 2013

Zeitreise in die Vergangenheit

Regbu.

Das ist die niedlich klingende Abkürzung für Regierungsbunker.
Aber der ist wahrlich alles andere als niedlich.
Der ist nämlich riesig.
Über 17 Kilometer unterirdische Gänge durchs Ahrtal.




Die Dokumentationsstätte Regierungsbunker in Ahrweiler kümmert sich um die Erhaltung eines Museums der anderen Art. 
Spannender, aufregender und beeindruckender als alle anderen Museen in denen ich bisher war.



Da wo es leuchtet (siehe Pfeil) ist das Museum. Wie ihr seht: ein klitzekleines Ministück der gesamten Bunkeranlage, nur 200 Meter lang und doppelstöckig. Die Führung hat trotzdem eineinhalb Stunden gedauert. Es gibt nämlich viel zu erzählen, aber noch mehr zu gucken. Und der Schwerpunkt soll heute das Gucken sein.

Macht euch also bereit für eine Zeitreise in die 70er Jahre. Kommt mit in eine Welt ohne Sonnenschein, 12 Grad Celsius Dauertemperatur und der Vorstellung im nuklearen Ernst- oder auch nur Übungsfall hier 30 Tage mit 2.999 anderen Menschen leben zu müssen.



Los geht es mit dem MAN Eingangs- Tor. 25 Tonnen die binnen Sekunden per Hydraulik geschlossen werden. Da hat man besser nicht die Fingerchen dazwischen und erst recht nicht den Rest vom Körper.

 
Hinter dem Tor offenbart sich einem ein Gewirr aus Gängen und Türen. (Jahaaa irgendwann hatte ich vor lauter Fotos machen meine Gruppe verloren und musste bööööse Blicke des Aufsichtspersonals über mich ergehen lassen wieso ich denn da alleine rumrenne.)





Das hier sind Anti-Konterminierungsduschen. Das witzige Detail sieht man leider nicht: ein Scheibenwischer am Beobachtungsfenster, damit man auch bei hoher Luftfeuchte gucken kann ob die Leute sich auch richtig duschen. Ob der Bundeskanzler wohl hätte alleine duschen dürfen...?

 
Zwei Dinge gab es, die in jeder Ecke lauerten.

1) Telefone. Ok, so im Berg drin ist der Handyemppfang natürlich echt mies. ;)
2) Bedienungsknöpfe. Oh wie gern hätte ich jeden einzelnen davon gedrückt! Und wie toll das wohl ausgesehen hat als die noch alle geleuchtet haben! (Biete dem Kind in mir 10€ und ich drücke jeden Knopf um zu gucken was dann passiert...)





Faszinierend fand ich auch ganz einfache Dinge, die im 70er Design einfach nur lustig aussehen, so wie dieser Lautsprecher und die Alarmleuchten:



 
So manches Mal begegneten uns komische Gestalten:


 
Falls man aufgrund solch angsteinflößender Begegnungen einen Schock erleiden sollte, kein Problem, auf zum Onkel Doc, der hat ein Mittelchen für alles da.

 


 
Dem Zahnarzt allerdings würde ich lieber aus dem Weg gehen, der Stuhl lässt schon Schreckliches erahnen, oder liegt das nur an meiner Zahnarztphobie?


 
Doch nicht nur an die Gesundheit musste unter der Erde gedacht werden.


Ein Fernsehstudio gibt es nämlich auch, falls der Bundeskanzler (wohl gemerkt im nuklearen Ernstfall) eine Ansprache an die TV Nation hätte richten müssen.

 
Und damit er dabei nicht aussieht als hätte er schon eine ganze Weile im Bunker gelebt, gibt es auch einen Friseursalon. 



Jaja, das Design der 70er Jahre. :) Ein noch schöneres Beispiel für diese Epoche ist diese hübsche Couchgarnitur:



Wenn jetzt jemand denkt "Mensch der Bundeskanzler hätte es da aber gut gehabt".. Ja, nee. Nicht so wirklich, sein Schlafgemach wirkt doch eher spartanisch...



Andererseits wäre ich ja dann trotzdem lieber Bundeskanzler als ein Normalo gewesen, denn deren Betten sind zwar auch so hübsch gestreift, aber Privatsphäre gibts da wohl eher nicht.



Für Reinlichkeit war jedenfalls gesorgt.

 
Ob einem darüber hinaus langweilig geworden wäre? Wo doch die Schlafgemächer von Männlein und Weiblein strikt getrennt wurden? Vielleicht. Wäre da nicht die Arbeit gewesen...


 


Der Rest des Tunnels: Entkernt, kalt, nackig und irgendwie gruselig. Auf 17,1 Kilometern.


 
Irrwitzig und unvorstellbar bei diesen Dimensionen: Wenn man ins beschauliche Grün des Ahrtals blickt, ahnt und sieht man nix von dem riesigen Geheimnis im Inneren des Berges.


 
Falls jemand tatsächlich bis hierhin mitgelesen und -geguckt hat und dennoch mehr über den Bunker und seine Geschichte erfahren möchte, tritt am Besten eine Reise ins Ahrtal an und taucht ab in diese geheimnisvolle Welt. 
Ein Besuch lohnt sich allemal! 
Wem das zu weit weg ist, der kann sich auf der Internetseite des Museums oder bei Wikipedia ein genaueres Bild machen.


Noch ein paar Hinweise:
Alle Daten und Aussagen entspringen meinem Gedächtnis der Führung durch den Bunker. Ich gebe keine Garantie darauf, dass alle Daten stimmen und ich mir das alles richtig gemerkt habe. 
Wie es so schön heißt: Mit bestem Wissen und Gewissen Gedächtnis. :)
Die Erlaubnis Fotos, sowie einen Artikel über die Führung hier zu veröffentlichen habe ich mir natürlich eingeholt.


4 Kommentare:

  1. Wow, total spannend, und inspirierend! Das kommt auf unsere Wunschliste!

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  2. Wow, das sieht echt spannend und interessant aus. Und cool, dass du Fotos machen durftest. Ich würd mich ja nie trauen, das zu fragen, würd mir da immer so blöd bei vorkommen.
    Liebe Grüße

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    1. In diesem Fall kam ich mir nur komisch vor weil ich die Einizge war die Fotos gemacht hat. Die anderen wollten die €2,50 dafür nicht extra zahlen. ;)

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  3. Boah wie cool. Echt Hammer, früher waren wir total oft in Ahrweiler, weil meine Eltern damals noch dort ein Ferienhaus hatten. Bekannterweise haben wir dieses mittlerweile stattdessen bei Denise in der Nähe und seither war ich nicht mehr dort - aber vielleicht würde sich für den Bunker echt die Fahrt noch mal lohnen!
    Viele liebe Grüße
    Nele

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